ANgeDACHT

Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.

(1. Kor 15,10) 

Es ist nicht immer leicht, ich zu sein. Das ist Titel und Refrain einer meiner Lieblingshits der Kölner Formation Wise Guys, die in diesen Tagen wieder in Wuppertal sind. Augenzwinkernd wird hier von dem erzählt, was wohl den meisten Leuten durch den Kopf geht. Zumindest ab und an: Da sieht man sich selbst und ein eigenes Leben, ist vielleicht gerade ein wenig müde, und träumt plötzlich davon, jemand ganz anderes zu sein. Und ein ganz anderes Leben zu führen:  vielleicht mit blauen Augen, außergewöhnlicher Fitness oder unglaublich viel Geld. In solchen Augenblicken kann man für ein paar Sekunden sogar eifersüchtig auf Leute wie Brad Pitt sein. Denn der scheint ja von all dem mehr als genug zu haben. Wie schön ist es aber dann, sich vorzustellen, dass sogar der am Ende genauso viele Gründe hätte wie ich zu singen: It isn’t always easy being me! 

Paulus, von dem der Vers stammt, der nun als Monatsspruch für Juni gewählt  wurde, könnte das wahrscheinlich nicht so ganz verstehen. Oder vielleicht doch? Jedenfalls begreift Paulus sein Leben als Geschenk Gottes und auch das, was er aus seinem Leben macht und das, was er kann und ist: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Dabei es geht um mehr, als sein Leben nicht grundlegend in Frage zu stellen, sondern anzunehmen:

• Paulus ist von Freude über sein Leben erfüllt, weil er es als großartiges Geschenk eines gütigen Gottes erfährt.

• Sein Leben ist von einer ungeheuren Kraft erfüllt, weil er in dem starken Selbstbewusstsein lebt, dass Gott mit ihm und seinem Leben etwas vor hat, etwas erreichen will.

• Und obwohl Paulus viel in seinem Leben erreicht – er war wohl der beste Gemeindegründer seiner Zeit –, sieht er all seine Erfolge nicht etwa als seinen Verdienst, seine Leistung an, sondern als Wirken Gottes.

• In Jesus Christus vergibt Gott alle Schuld und bringt Paulus wieder in seine Nähe.

Gesteigert werden dann diese Erfahrungen durch das Bewusstsein, all das absolut unverdient empfangen zu haben: Gott schenkt Paulus Gnade, obwohl er das wahrlich nicht verdient gehabt hätte. 

Die Erfahrung, etwas ganz unverdient geschenkt zu bekommen, kenne ich. Ganz weltlich:

In Französisch war ich keine Leuchte. Und vielleicht wäre ich nie zum Abitur zugelassen worden, wäre da nicht eine Lehrerin gewesen, die in der 11. Klasse gesagt hätte: „Arbeite mit und ich gebe dir deine Vier! Ich weiß ja, dass du in anderen Fächern begabter bist und dich auch außerhalb des Unterrichts sehr engagierst.“ Das war Gnade! Und es ist kaum zu sagen, was ich heute ohne sie wäre oder ohne sie würde…

Ich grüße Sie/Euch herzlich!

Pastor Thorsten Kelm

Ihr Pastor
Thorsten Kelm 

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