ANgeDACHT

Gott spricht: »Suchet mich, so werdet ihr leben.«
Amos 5,4 (Monatsspruch Juni 2010)

Fussball im Tor

Mit meinem Hertha-Trikot war es exakt so, wie mit unserem Auto ein wenig später: Nicht ganz zwei Wochen, nachdem ich es hatte, war der Lack ab. Und irgendwie zieht sich das wie ein roter Faden durch mein Leben: Ständig gibt es Dinge oder Ereignisse, auf die ich kaum warten kann. Die ich jetzt haben muss. Von diesem Effekt leben ganze Wirtschaftszweige und auch unsere ganze Gesellschaft, die ja zu großen Teilen auf schnellen Konsum aufgebaut ist: In meiner Kindheit und Jugend waren es bei mir in schneller Folge das Monchhichi und dann ein Walkman DD II. Und heute sind es eben Trikots, Rennräder, aber auch ein kultureller Abend mit meiner Frau oder der nächste Urlaub. Immer kann ich irgendetwas kaum erwarten. Und ich denke: »Wenn Du das hast, dann ist Ruhe!« In der Realität jagt dann aber ein Projekt das nächste. Und da ist eine Menge Leiden dabei.

In den Dingen, die noch etwas mehr mein Leben ausmachen, ist das kaum anders: Als Kind wollte ich gern Erwachsen sein. Auf der Uni konnte ich mich kaum auf die Seminare konzentrieren, so gerne wollte ich in der Gemeinde arbeiten. Vielleicht geht es mir im Kern darum, innerlich reifer zu sein, als ich es gerade bin. Ich möchte das, was ich kann, besser und am besten perfekt können. Ich möchte gerne einmal ohne dieses Gefühl der Unvollkommenheit leben. Ich möchte gerne ans Ziel und zur inneren Ruhe kommen. Und genau dabei ertappe ich mich auch, wenn es um meine Beziehung zu Gott geht: Wenn ich bete, würde ich gerne deutlicher spüren, dass ER da ist. Wenn ich mich frage, was Gott mit mir und meinem Leben vor hat, dann hätte ich gerne alle diese Unsicherheiten hinter mir und würde am liebsten sofort loslegen.

Im Monatsspruch für Juni lese ich nun: »Suchet mich, so werdet ihr leben.« Wobei die Betonung auf der Aufforderung »suchet« liegt. Nicht also, wenn ich Gott gefunden habe, werde ich leben, sondern wenn ich ihn suche, lebe ich. Dieser Vers macht mir damit deutlich: Es ist die Gegenwart, die zählt, nicht die Zukunft, egal, wie sehr ich mich nach ihr sehne. Die Suche nach Gott ist mein Leben. Und die Spannungen, die bei dieser Suche zuweilen entstehen, sie treiben mich nach Vorn. Sie sind im Grunde die Würze, die mein Leben spannend und lebenswert machen. Meiner Suche nach Gott mehr Zeit und Kraft zu widmen und sie zu genießen, dazu lädt mich dieser Vers des Propheten Amos ein: »Suchet Gott, so werdet ihr leben!«

Pastor Thorsten Kelm

Ihr Pastor
Thorsten Kelm


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