ANgeDACHT

Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden,
was wir gesehen und gehört haben.

Apostelgeschichte 4,20 (Monatsspruch Mai 2009)

Kennen Sie das auch? Sie sitzen in einer gemütlichen Runde zusammen und die Frau neben Ihnen redet immer wieder von ihrer Krankheit. Ein anderer erzählt pausenlos vom letzten Fußballspiel. Eine Mutter berichtet von ihrer vierjährigen Tochter. Schlussendlich reden alle aneinander vorbei, jeder berichtet von dem, was ihn am meisten beschäftigt, was ihm die ganze Zeit im Kopf herumgeht. Was beschäftigt Sie momentan?

Können wir beeinflussen, womit sich unser Kopf beschäftigt, woran unser Herz hängt? Wenn ich viel Zeit in Wartezimmern von Ärzten sitzen muss oder krank zu Hause liege, kann ich da den Blick auf etwas anderes lenken? Wenn mein Tag übervoll ist mit meiner Arbeitsstelle, dem Haushalt, den Hausaufgaben der Kinder und den Ansprüchen, die andere an mich stellen (Verwandtschaft, Kirche usw.), dann rede ich auch von diesen Dingen, weil ich sie gesehen, gehört und erlebt habe, weil sie Bedeutung haben in meinem Leben. Es geht also darum, den Dingen, die wir erleben, die richtige Bedeutung zuzumessen. Wir
entscheiden, was uns wirklich beeinflussen soll.

In einer Predigt habe ich einen schönen Vergleich gehört: Wenn ein Krug randvoll mit Wasser ist, passt kein neues hinein. Also müssen wir das alte ausschütten, damit Platz ist für neues. Ob das Richtige in meinem Herzen ist, ob ich den richtigen Dingen Bedeutung zuordne, lässt sich einfach an dem messen, was ich rede. Wenn ich nur von mir selbst rede, von Dingen, über die ich mich ärgere, schlecht über andere Menschen, dann ist es Zeit, den Krug auszuschütten.

Wie können wir dafür sorgen, dass unser Herz wieder leer wird, frei von den immer wiederkehrenden Gedanken, frei für den Blick nach vorne, frei für den Blick auf andere Menschen, frei für das Leben, das Gott uns schenken möchte? Ich erzähle diese Sachen Gott und das kann ich an jedem Ort tun. Durch diese Zwiegespräche und durch das Lesen in der Bibel erleben wir Gott. Dieser gemeinsamen Zeit messe ich viel Bedeutung zu. Selbst wenn ich mich nur zehn Minuten von 24 Stunden des Tages mit Gottes Wort beschäftige, beeinflussen Sie meinen ganzen Tag. Ich erlebe ihn und kann so sicher sein, dass es ihn wirklich gibt und er sich um meine ausgeschütteten Dinge kümmert. Statt dessen füllt er mich mit Vertrauen auf seine Liebe. Und dieses Vertrauen macht es mir möglich von mir weg auf andere zu schauen.

Dadurch, dass ich der manchmal kurzen Zeit mit Gott viel Bedeutung beimesse, fallen mir die Dinge auf, denen Gott Bedeutung
beimisst – nämlich unserem Nächsten. Auch wenn wir sehr eingespannt sind, werden wir durch den Blick weg von uns selbst viele kleine Gelegenheiten finden, Gottes Liebe weiterzugeben. Und wie mache ich das? Ich verschenke Zeit zum Zuhören, ein tröstendes Wort oder tatkräftige Hilfe. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott mir Zeit schenkt, wenn ich mir Zeit für ihn und
für andere nehme. Wenn ich alt oder krank bin, kann ich z. B. einen festen Gebetsplan anlegen. Ich könnte jeden Tag jemanden
anrufen, der mein offenes Ohr brauchen kann. Zu festen Tageszeiten an die Sorgen anderer zu denken, lenkt von mir selbst ab.
Ich wünsche uns allen, dass uns dies gelingt und wir viele Gelegenheiten nutzen können, Gottes Liebe weiter zu geben, die wir erfahren, wenn wir uns ein wenig Zeit nehmen, unser Gefäß vor ihm auszuschütten.

Viel Freude dabei!
Anja Großhenning


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